Gemeinsam für Bildungsgerechtigkeit! – Fellowbericht

Der Zwischenbericht von Teach First Deutschland gibt einen Überblick über die Aktivitäten der Initiative im Schuljahr 2018/19. Außerdem berichtet der von der randstad stiftung geförderte Fellow Carlo Di Lenarda über seinen Einsatz an der Weißfrauenschule in Frankfurt a. M.

Cover des Berichts »Gemeinsam für Bildungsgerechtigkeit!«.
Typ:
eBook
Autor(en):
Teach First Deutschland

Teach First Deutschland schafft bessere Bildungschancen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland und führt sie individuell zum Bildungserfolg. Gemeinsam mit unseren Partnern und Förderern, Fellows und Alumni (ehemalige Fellows) verfolgen wir die Vision: Jedes Kind in Deutschland verlässt die Schule mit einem Abschluss und dem festen Glauben an den eigenen Erfolg.

Erfolgreiche Übergänge öffnen Türen. Erfahren Kinder und Jugendliche zu wenig Unterstützung an kritischen Übergängen ihrer Schullaufbahn, können weitreichende Brüche auf ihrem Bildungsweg entstehen. Je früher diese Brüche entstehen, desto größer wird der Abstand zu einem »regulären« Bildungsverlauf und ist in späteren Jahren nur sehr schwer wieder aufzuholen.
Insgesamt verlassen in Deutschland jedes Jahr fast 52.000 Schülerinnen und Schüler die Schule ganz ohne Abschluss. Mehr als 7200 davon allein in Baden-Württemberg. Damit erreichen jedes Jahr fast fünfzigtausend Jugendliche nicht die nötige Voraussetzung, um ihre berufliche Laufbahn selbst zu bestimmen und ihren Lebensunterhalt eigenständig zu verdienen. Ohne Abschluss ist der Beginn einer Ausbildung fast unmöglich und führt oft zu Arbeitslosigkeit und Armut: rund die Hälfte aller Arbeitslosen sind Geringqualifizierte, von denjenigen ohne Berufsabschluss fast 20% dauerhaft arbeitslos bleiben. Die meisten Jugendlichen sind darüber hinaus insgesamt nicht gut genug auf die Berufswahl vorbereitet – 47% aller Jugendlichen, mit und ohne Abschluss, beginnen keine Ausbildung nach der 9. Klasse und müssen in Übergangssystemen aufgefangen werden. Die Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen, werden von Ausbildungsbetrieben häufig aufgrund eines empfundenen Mangels an Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Pünktlichkeit und Fleiß als nicht ausbildungsfähig kritisiert. Besonders alarmierend ist die Quote der vorzeitigen Vertragsauflösungen: Von 24,6% sind drei Viertel der Jugendlichen ohne Schul- oder mit Hauptschulabschluss. Dies deutet darauf hin, dass besonders Jugendliche aus sozialschwachen Familien und Brennpunktschulen nicht ausreichend auf die Berufswahl und Realität des Arbeitsalltags vorbereitet werden. Es mangelt ihnen an Praxiserfahrung, angemessenen Erwartungen und Konfliktlösungsstrategien. Teach First Deutschland stärkt daher gezielt durch individuelle Förderung und Projekte die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen und hilft ihnen, Konfliktlösungsstrategien zu erlernen und Verantwortung für sich und ihr Leben zu übernehmen. Dadurch fällt es ihnen leichter, aktiv an der Gesellschaft und der Arbeitswelt teilzunehmen.

Bildungschancen in Deutschland hängen maßgeblich vom Bildungsstand der Eltern ab. Die gravierenden Unterschiede beginnen bereits in der Grundschule. Der Vorsprung im Leseverständnis von Viertklässlern aus Akademikerfamilien, vor Kindern deren Eltern einen geringen Bildungsabschluss haben, beträgt 1,5 Jahre. Die Gymnasialempfehlungen bei einem Notendurchschnitt von 2,0 für Kinder einkommensschwacher Familien ist gegenüber Altersgenossen aus besserverdienenden Familien um 21% geringer. Diese Hürden sind für Kinder mit Migrationshintergrund noch größer. Jedes dritte Kind mit Migrationshintergrund wechselt nach der Grund- auf eine Hauptschule. Bei Kindern mit Eltern ohne Migrationshintergrund ist es jedes fünfte. Der Anteil der Jugendlichen, die mit 15 Jahren die Grundfertigkeiten in Mathematik nicht beherrschen, ist doppelt so hoch wie bei Altersgenossen ohne Migrationshintergrund.
Mangelnde Sprach- und Fachkompetenzen sind ein zusätzliches großes Problem: Auch die Jugendlichen, die einen Abschluss erhalten, sind häufig nicht gut genug für den Start in eine Ausbildung vorbereitet. Es fehlt an Lese und Schreibkompetenzen, die mathematischen Grundkenntnisse sind oft mangelhaft: Mit 15 Jahren haben fast 20% der Jugendlichen in Deutschland nur unzureichende Grundkenntnisse im Lesen, Rechnen und in den Naturwissenschaften. Die Hälfte dieser Schülerinnen und Schüler besucht Hauptschulen. Die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen im Alter von 15-24 Jahren lag 2018 bei 13,77%.

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