Projektbericht »Eine Hochschule für alle«: Auf- und Ausbau von Hörsensiblen Universitäten
Was unsere Arbeit ausmacht und erste Projektergebnisse haben wir kurz in einem Projektberichtbericht zusammengefasst.
Von der randstad Stiftung werden wir als Gruppe von fünf Studierenden mit und ohne Beeinträchtigungen im Sprachverstehen im Rahmen eines Projekts gefördert. Unser gemeinsames Ziel ist es, für mehr Hörsensibilität vor allem in Lehrveranstaltungen einzutreten. Was genau unsere Arbeit ausmacht und erste Ergebnisse haben wir hier kurz zusammengefasst.
Von Jahr zu Jahr besuchen mehr Studierende die Hochschulen und die Veranstaltungen werden immer voller. Je größer und voller der Raum ist, umso mehr Nebengeräusche entstehen. Zu diesen Geräuschen, verursacht durch Rascheln, Klimpern und Klappern von Studierenden, kommen Geräusche aus der Umgebung. Wenn unter diesen Bedingungen dann noch eine Gruppenarbeit stattfindet, ist manchmal schon das eigene Wort kaum noch zu verstehen. In Räumen mit einer ungünstigen Akustik oder bei Dozenten, die eher leise, undeutlich oder ohne Mikrofon sprechen, wird die Situation noch problematischer. Fest steht, dass unter Lärm die Konzentration aller stark beeinträchtigt wird, das haben Studien eindeutig nachgewiesen.
Zum Beispiel Studierende mit einer Hörschädigung, aber auch solche, die eine Fremdsprache erwerben oder im Studium eine Zweitsprache nutzen, brauchen Ruhe, um zu verstehen. Es erfordert nämlich eine viel höhere Konzentration, Inhalte zu verstehen, die nicht in der Muttersprache vorgetragen werden. Des Weiteren werden auch Studierende mit einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung oder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche durch Nebengeräusche aller Art besonders gestört. So kommt es immer wieder vor, dass Studierende mit solchen Beeinträchtigungen des Sprachverstehens Veranstaltungen nur noch selten besuchen, weil sie kaum etwas verstehen können. Die Folgen hieraus liegen auf der Hand: Wer nicht kommt, kann die Inhalte kaum nachvollziehen und wird an der nächsten Prüfung scheitern!
Durch technische Hilfsmittel wie z. B. ein Funkmikrofon, das die Sprache direkt auf das Hörgerät oder Cochlea-Implantat des Studierenden überträgt, können die Nebengeräusche zwar herausgefiltert werden, allerdings gibt es hierbei auch Nachteile. Vor jeder Veranstaltung muss der Dozent erneut darum gebeten werden, das Funkmikrofon um den Hals zu tragen, was bei der Vielzahl der Vorlesungen irgendwann anstrengend ist und einige Studierende auch Überwindung kostet. Zudem eignet sich diese Technik nur, wenn es sich um eine reine Vorlesung ohne Beiträge aus dem Publikum handelt. Bei Gruppenarbeiten oder Diskussionen, wie sie in Seminaren immer häufiger üblich sind, kommt der Studierende mit Bedarf nicht darum herum, allen Beteiligten von der eigenen Beeinträchtigung zu erzählen und um entsprechende Rücksicht zu bitten. Trotzdem bleibt die Frage, was getan werden muss, damit es in den Vorlesungen ruhiger wird und ein Arbeitsklima geschaffen wird, in dem auch Studierende mit Beeinträchtigungen im Sprachverstehen alles mitbekommen, ohne ständig nachfragen zu müssen.
Informationsveranstaltungen und Aktionen der Arbeitsgruppe »Hörsensible Universität Oldenburg«
Genau damit beschäftigen wir uns nicht nur in unserer kleinen studentischen Gruppe, sondern auch in der Arbeitsgruppe »Hörsensible Universität Oldenburg«. Diese Arbeitsgruppe setzt sich aus Studierenden, Wissenschaftlern, Mitgliedern von Interessenvertretungen und professionellen Beratenden zusammen. Vertreten sind die Fachbereiche Rehabilitationspädagogik, Hörgeschädigtenpädagogik, Audiologie, Physik, Psychologie, Soziologie und Pädagogik. Gemeinsam planen wir Informationsveranstaltungen und Aktionen in der Universität, z. B. am »Tag gegen den Lärm«, in der »Woche der Stille« oder am »Hochschulinformationstag«. Immer geht es darum, Studierende und Mitarbeiter der Uni über das Thema »Lärm und dessen Auswirkungen« zu informieren und aufzuklären. Um eine wissenschaftlich fundierte Basis für die angestrebten Veränderungen an der Universität zu gewinnen, sind auch Fachtagungen und Literaturrecherchen ein Teil unserer Arbeit. Besonders wertvoll ist für uns die gegenseitige Unterstützung. Das, was in wissenschaftlichen Texten theoretisch erklärt wird, können die Studierenden mit einer Beeinträchtigung den anderen praxisnah erklären.
Ganz in diesem Sinne freuen wir uns auf die Arbeit, die noch vor uns liegt und hoffen, der »Einen hörsensiblen Universität für alle« Schritt für Schritt näher zu kommen.